- Formenlehre
- Für die Substantive gibt es verschiedene Stammgruppen, je nachdem, auf welchen Buchstaben ihr Stamm endet.
- Die bisherigen Substantive gehörten zur a-Deklination (z.B. St.: victōria).
- Ihrem grammatischen Geschlecht nach sind sie alle (unabhängig von dem Geschlecht ihrer deutschen Bedeutung) femininum (weiblich). Z.B.: victōria,
ae, f - der Sieg
- Aber das natürliche Geschlecht hat Vorrang. Deshalb sind sie, wenn sie einen Mann bezeichnen, masculinum (männlich). Z.B. incola,
ae, m - der Einwohner.
- Für die Substantive der o-Deklination gibt es eigene Ausgänge. Wir unterscheiden zunächst zwei Untergruppen: 1. Die Masculina auf -us (St.: amīco-), 2. die Neutra auf -um (St.: perīculo-).
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Nominativ |
Genitiv |
Wortstock
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amīc- |
amīc- |
Singular
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-us
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-ī
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Plural |
-ī
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-ōrum
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Wortstock |
perīcul- |
perīcul- |
Singular |
-um
|
-ī
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Plural |
-a
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ōrum
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Dativ |
Akkusativ |
Wortstock
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amīc- |
amīc- |
Singular
|
-ō
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-um
|
Plural |
-īs
|
-ōs
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Wortstock |
perīcul- |
perīcul- |
Singular |
-ō
|
-um
|
Plural |
-īs
|
-a
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Ablativ |
Vokativ |
Wortstock
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amīc- |
amīc- |
Singular
|
-ō
|
-e
|
Plural |
-īs
|
-ī |
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Wortstock |
perīcul- |
perīcul- |
Singular |
-ō
|
-um |
Plural |
-īs
|
-a |
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- Die Substantive auf -us sind nach ihrem grammatischen Geschlecht masculinum. Wieder hat das natürliche Geschlecht Vorrang, z.B. Nerthus, i f - (die Göttin) Nerthus
- Die Substantive auf -um sind nach ihrem grammatischen Geschlecht neutrum.
- Nur der Singular der Substantive (der o-Deklination) auf -us bildet eine vom Nominativ verschiedene Vokativform (auf -e)
- Der Dativ und Ablativ Plural bildet in allen Deklinationen die gleiche Form.
- Bei den Neutra ist der Nominativ und Akkusativ immer gleich!
- Das Imperfekt der Verben mit Konsonantenstamm hat durchgängig -e- als Aussprechvokal und -ba- als Tempuskennzeichen. Die Endung der 1. Sgl. ist -m:
Stamm |
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1. Sgl. |
2. Sgl. |
reg-
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Prs. |
-ō
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-i-s
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reg- |
Impf. |
-ē-ba-m
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-ē-bā-s
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Stamm |
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3. Sgl. |
1. Pl. |
reg-
|
Prs. |
-i-t
|
-i-mus
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reg- |
Impf. |
-ē-ba-t
|
-ē-bā-mus
|
Stamm |
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2. Pl. |
3. Pl. |
reg-
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Prs. |
-i-tis
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-u-nt
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reg- |
Impf. |
-ē-bā-tis
|
-ē-ba-nt
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- Satzlehre
- Charakteristika des Imperfekts:
- Germani deos in lucis colebant. - Die Germanen verehrten die Götter (gewöhnlich) in Hainen (Wäldchen).
- Das Imperfekt kennzeichnet das Andauern einer Handlung; es ist durativ.
- Quotannis dea visebat populum. - Jährlich besuchte die Göttin (immer wieder) das Volk
- Das Imperfekt kennzeichnet die Wiederholung eines Vorgangs; es ist iterativ.
- Periculum sine pericula vincebamus. - Wir versuchten die Gefahr ohne Gefahr zu besiegen.
- Das Imperfekt kennzeichnet einen Versuch; es ist conativ.
- Cum tyranno vivimus - Wir leben mit (unter) einem Tyrannen.
- cum + Abl. gibt auf die Frage "mit wem (zusammen)?" die begleitende Person (oder einen begleitenden Umstand) an. Der Ablativ steht als Ablativus
comitativus (sociativus).
- Sine ira dicit. - Er spricht ohne Zorn.
- sine + Abl. gibt auf die Frage "ohne was?" einen fehlenden Begleitumstand an. Der Ablativ steht als Ablativus
comitativus (sociativus).
- Genauer fragt man "wie?". Insofern gibt sine + Abl. die Art und Weise an. Der Ablativus steht als Ablativus
modi.
- Germani deos non templis includebant, sed in lucis colebant. - Die Germanen schlossen die Götter nicht in Tempel ein, sondern verehrten sie in Hainen (Wäldchen)
- Der bloße Ablativ (templis) gibt auf die Frage "womit? wodurch?" Hilfsmittel und Werkzeug an. Er steht als Ablativus
instrumentalis (Ablativus instrumenti) (L.1). Im Deutschen weichen wir ab und verstehen diese Umstandsbestimmung nicht instrumental ("womit? wodurch?") sondern lokal ("wo?").
Ebenso: bello contendere - im Krieg kämpfen.
- in + Abl. gibt das Ortsadverbiale auf die Frage "wo?" an. Der Ablativ steht als Ablativus
locativus.
- Romani statuas deorum in templis ponebant. - Die Römer stellten Götterstandbilder in ihre Tempel.
- in + Abl. gibt das Ortsadverbiale auf die Frage "wo?" an. Der Ablativ steht als Ablativus
locativus.
- Bei ponere, (in)scribere und einer Reihe anderer Verben weicht die lateinische Fragerichtung (wo?) von der deutschen Fragerichtung (wohin?) ab.
- Servi vehiculum ex luco ducebant. - Sklaven zogen den Wagen aus dem Hain.
- e, ex + Abl. gibt auf die Frage "woher?" die Trennung an. Der Ablativ steht als Ablativus
separativus.
- Tacitus de deis Germanorum dicit. - Tacitus spricht über die Götter der Germanen.
- de + Abl. gibt auf die Frage "von woher?" den Ausgangspunkt der Erzählung an. Der Ablativ steht als Ablativus
separativus. Wir haben im Deutschen eine andere Adverbialvorstellung.
- Vaccae rursus vehiculum in lucum vehunt - Die Kühe fahren den Wagen wieder in den Hain (das Wäldchen).
- in + Akk. gibt auf die Frage "wohin?" das Ziel an. Der Akkusativ steht als Zielkasus.
- ebenso
- In tyrannos!
- contra + Akk: nemo contra adversarios bello contendebat.
- "AkkZielkasus" Vaccae deam per terras vehebant. - Kühe fuhren die Göttin durch die Länder.
- per + Akk. gibt auf die Frage "wohindurch?" das durchquerte Ziel an. Der Akkusativ steht als Zielkasus.
- Germani deorum maxime Mercurium colebant. - Die Germanen verehrten am meisten von (unter) den Göttern Wodan.
- Die Götter sind als Ganzes verstanden, von dem Wodan ein Teil ist. Der Genitiv bezeichnet bei einem derartigen Teilungsverhältnis das Ganze. Er steht als Genitivus
partitivus (totius).
- Ubi Germani deos colebant? - Wo verehrten die Germanen ihre Götter?
- Fragen werden, insofern sie Wortfragen (Ergänzungsfragen) sind, durch ein Fragewort eingeleitet. Z.B.:
ubi? - wo?
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quem? - wen?
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cuius? - wessen?
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cui? - wem?
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